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Eine kleine Firmengeschichte

Orgelbau Josef Zeilhuber
anno dazumal:

Der Firmengründer Josef Zeilhuber sen. (*1889 Haag/Oberbayern, + 1964 Altstädten) machte zunächst eine Schreinerlehre. Nachdem sein alter Lehrherr in die Gegend um Rosenheim gezogen war, hatte er wahrscheinlich seinen Zögling dort bei der Orgelbaufirma Müller & Hackl untergebracht. In irgendeiner Form war er auch in Gars am Inn schon mit dem Orgelbau zusammengetroffen.

Prägend für sein Orgelbauerleben war aber zweifellos die Zeit bei der Firma Otto Mönch & Söhne in Überlingen am Bodensee von 1908 bis 1927.
Dem, von großer Wertschätzung geprägten, Arbeitszeugnis ist zu entnehmen, dass er dort als Werkmeister (ab 1914) tätig war und sich auch für große Projekte verantwortlich zeigte.
Sein ältester Sohn Josef Zeilhuber jun. erhielt ebenfalls bei Firma Mönch seine Ausbildung.

Nachdem Josef Zeilhuber sen. , mit dem beinahe unbekannten Orgelbauer Johann Bottling, im Jahre 1927 ein Orgelbaufirma Namens Bottling & Zeilhuber Orgel- und Harmoniumbau in Augsburg-Pfersee gründet hatte, führte ihn sein zweiter Auftrag in seine spätere Wahlheimat Altstädten. Herr Bottling wohnte zu dieser Zeit in der Zweibrückenstr. 18 genauso wie die Orgelbaumeistersgattin Paula Koulen. Ob es einen Zusammenhang zur Orgelbaufirma Koulen gab, müsste aber eigens untersucht werden.

Die nach wie vor engen Beziehungen von Josef Zeilhuber zur Firma Mönch erklären wohl, dass er die Orgel für Altstädten in Überlingen bauen durfte.

Diese Tatsache lässt aber auch den Schluss zu, dass die Augsburger Werkstatt und der dort ansässige Senior-Partner Bottling weder qualitativ noch quantitativ zu einem soliden Orgelbau in der Lage war. Dies bestätigt auch die Ausführungsqualität von Opus 1 in Lichtenau.
Nebenbei bemerkt, die Zeilhuber-Orgel für Altstädten (Opus 2) wurde bei einem Werkstattbrand am 14.10.1928 in der Firma Mönch vernichtet.

Beim zweiten Anlauf für dieses Instrument firmierte man schon unter dem Namen Orgelbauanstalt Jos. Zeilhuber .

Josef Zeilhuber verwarf den Firmensitz in Augsburg und ließ sich in dieser Zeit (nach offenbar mühevoller Überzeugungsarbeit der örtlichen Honoratioren) in Altstädten nieder.
Hier entstand eine ansehnliche Anzahl von Instrumenten aller Größen. Zunächst waren sie nicht nur klanglich der verblassenden Romantik zugeneigt, sondern auch im technischen System (pneumatische Kegellade).

Ganz auf der Höhe dieser Zeit wurden fast ausschließlich Freipfeifen-Prospekte, unter anderen auch mit dem Architekten Miller aus München, gestaltet. In den dreißiger Jahren erhielt die elektrische Traktur gerade bei großen Instrumenten den Vorzug.

Orgelbau Josef Zeilhuber & Sohn
anno dazumal:

Josef Zeilhuber jun., der später als geschickter und sehr kunstsinniger Holzbildhauer seinen Unterhalt bestritt, fand bei seinem Vater keinerlei Gehör für die Dinge, die er bei Paul Ott (einem Vorreiter der mechanischen Orgel) erlernt hatte. Außer seinen künstlerischen Ambitionen und seiner Heirat nach Bruckmühl, war die Haltung des Vaters entscheidender Grund für das Ausscheiden von Josef Zeilhuber jun. Ende der 40er Jahre. Ein kleines Zitat verdeutlicht sehr die Haltung des bayrischen Firmenpatriarchen Josef Zeilhuber sen.:
"Erst hot ma mechanisch baut, des wor nix. Don hot ma pneumatisch baut, des wor nix. Don hot ma elektrisch baut, des wor nix. Jetzat sollt ma wieder mechanisch baun, jetzat mog i nimma!!"

Heute wird den Orgelbauern die generelle Verantwortung für diese typischen Orgeln der 50er Jahre mit Freipfeifen und elektrische Kegelladen untergeschoben. Merkwürdigerweise hat diese Orgeln keiner gespielt, keiner bestellt, keiner als Sachverständiger betreut und keiner gewollt?!?! Die Orgelbauer haben sie "einfach so" gebaut?

Wörtlich genommen beschreibt "mechanische Orgel" ein technisches Prinzip, doch tatsächlich verbirgt sich dahinter eine ganze Ideologie, die Funktion, Aussehen und Klang unbedingt mit einbezog. Dies führte gerade nach dem II. Weltkrieg zur teils unreflektierten "Nordausrichtung" der deutschen Orgelwelt.

Als der jüngste Sohn Alfons Zeilhuber sen. (*1922, + 1986), nach seiner Ausbildung zu Hause und einem Praktikum in der Intonation der Firma Gieseke, Anfang der 60er Jahre eintrat, wandte man sich zögerlich dem mechanischen Orgelbau zu. Dies gestaltete sich nicht einfach, da Josef sen. bis ins hohe Alter seine Vorstellung hatte und große Orgelbauten wie die Münchner Domorgel 1957 erst kurz zuvor mit Freipfeifenprospekt und elektrischen Kegelladen mehr als erfolgreich abgeschlossen wurden.

Alfons Zeilhuber sen. war eine ruhige und besonnene Persönlichkeit, Selbstdarstellung war nicht seine Welt. Dies spiegelt sich in seinen Orgeln wieder. Solide und funktionstüchtig, diese Worte beschreiben sein Werk wohl am besten. Ohne großes Spektakel hat er verstanden seinen Orgeln Stimme und Gesicht zu geben. Sieht man Zeichnungen aus seiner Schulzeit und auch später Entwürfe kann man feststellen, dass nicht nur sein Bruder Josef künstlerisches Talent hatte. Mit seiner honorigen und väterlichen Art, hat er es verstanden zwei Lehrlingen das Rüstzeug zum Bundes.- bzw. Landessieger mit zu geben. Er leitete die Firma bis zu seinem plötzlichen Tod 1986. Sein größtes und leider auch vorletztes Werk steht in Sonthofen St. Michael (III/43 mech.). Bis dahin sind um die 150 Orgeln in Altstädten entstanden.

Kurz zuvor war ich, Alfons Zeilhuber jun., als Lehrling in den väterlichen Betrieb eingetreten. Nach Ausführung aller noch vorhandenen Aufträge war klar, dass die Firma ohne geeignete Leitung keine Überlebenschance haben würde. Aus diesem Grund ruhte der Betrieb von 1990 bis 1997.